“Whoever in the future comes to walk on this beautiful and comfortable Premužić Trail will hardly be able to imagine all the hard work and effort the first pioneers had to endure while walking through this difficult terrain with no trail whatsoever …
Dr. Ivan Krajač, “Croatian mountaineer”
Wir hatten Lust auf ein kleines Abenteuer. Einfach mal raus und wirklich alles was man braucht auf dem eigenen Rücken tragen inklusive Zelt, Sturmkocher, Isomatten, Schlafsack, Essen usw. Da wir so etwas noch nicht gemacht hatten, suchten wir einen Weg, den man in überschaubarer Zeit und mit wenig Erfahrung laufen kann. Die Wahl fiel auf den Premužić Trail (PT): 57km lang, mit kaum merkbarem Anstieg, Teil des Via Dinarica (über 2000 Kilometer umfassendes Fernwanderwegenetz von Slowenien bis nach Albanien)
Also hieß es Anfang Mai: Auf nach Kroatien.
Genauer gesagt erstmal nach Zavižan, dem Startpunkt des PT`s. Auf dem Weg hoch nach Zavižan wurde uns etwas mulmig zu mute, da das Quecksilber von 25°C an der Küste auf windige 9°C fiel und uns immer mehr Schneefelder begegneten. Wir wurden allerdings schon am Vortag durch einen Einheimischen geerdet, der meinte, dass wir Glück hätten, denn vor 2 Wochen lagen wohl noch 3 Meter Schnee. Oben angekommen, trifft man auf eine Hütte des Nationalparks, wo man auch die Tickets bekommt. Weitere 6km den Berg hinauf befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem wir unser Auto stehen ließen.
Dann ging es los. Bei pustigen Temperaturen starteten wir um 11 Uhr unser Abenteuer.
Ein weißer Punkt mit rotem Hintergrund war von nun an unsere Wegweiser. Aber Achtung: Irgendwie ist jede Route mit diesem Zeichen markiert. Daher waren wir froh, dass wir unser spärliches Kartenmaterial dabeihatten, um uns an Wegkreuzungen orientieren zu können. Denn vom eigentlichen PT führen immer wieder Abzweigungen zu besonderen Ausichtspunkten/Gipfeln ab (z.B. Gromovača, Crikvena, Šatorina), welche bestimmt sehr schön sind, aber auch die Laufzeit dementsprechend verlängern. Wir entschieden uns, auf dem eigentlichen Trail zu bleiben, was nicht immer einfach zu navigieren war.
Der PT ist ein wunderschöner angelegter Weg, für den über die gesamte Strecke Steine kunstvoll geschichtet wurden, um einen horizontalen Trail zu schaffen. Allerdings fordert diese Art von Untergrund ständige Aufmerksamkeit, da man sonst extrem schnell umknicken kann.
Die erste Etappe Richtung Berghütte Alan war durch beeindruckende Karstfelsen, Nadelbäumen und Buchenwäldern geprägt. Und immer wieder diese elendigen Schneefelder. Nicht nur, dass es anstrengend war, diese zu passieren. Auch machte es die Orientierung an einigen Stellen recht schwierig, da dann einfach alles weiß war. Unser Tagesziel war eine Hütte (von Mai – Oktober bewirtschaftet) namens Alan, die wir ca. um 17 Uhr erreichten. Dort konnten wir beim Hüttenwart unsere Wasservorräte wieder auffüllen. Theoretisch kann man auch in allen Hütten (bewirtschaftet oder unbewirtschaftet) mit Isomatte und Schlafsack übernachten. Wir wollten aber lieber im eigenen Zelt in der Natur schlafen.
Legal darf man wohl in der Nähe der Hütten sein Zelt aufschlagen, aber wir zelteten lieber an geeigneten Stellen (,die nicht immer so einfach zu finden waren) entlang des Weges. Das ist zwar illiegal, aber da Nebensaison war und wir auf dem gesamten Trek nur 4 Menschen begegneten, gingen wir das Risiko ein.
So wanderten wir noch ca. 1,5h weiter mit fantastischen Aussichten auf die Adria und einem immer stärker werdenden Wind. Es wurde immer später und so verbrachten wir die erste Nacht eher etwas ungemütlich an einem Hang etwas blick- und windgeschützt durch Bäume. Obwohl der Platz, der beste war, den wir finden konnten, wehte uns der Wind das Zelt mächtig um die Ohren und der leichte Anstieg ließ uns in unseren Schlafsäcken Richtung Tal rutschen. In dieser Nacht schliefen wir sehr unruhig, da wir bei den starken Böhen befürchteten, dass das Zelt nachgibt. Und tatsächlich bemerkten wir am nächsten Morgen, dass eine Stange verbogen war. Aber immerhin hat es gehalten.
Nachdem wir alles zusammengepackt hatten (Dauer: ca. 45min!), zogen wir weiter. Und zu unserer Freude, klarte das Wetter auf und wir konnten ein sonnig-warmes Frühstück mit frisch gebrühten Kaffee und Müsli mit tollem Ausblick genießen.
Von da an präsentierte sich der PT von seiner schönen Seite. Schroffe Felslandschaften wechselten sich mit saftig grünen Buchenwäldern ab und das alles bei angenehmen Temperaturen. Unterwegs filterten wir uns Wasser aus einem Bach, es gibt nicht viele Wasserquellen auf dem Trail.
Auf dem ganzen Trail stellte es sich nämlich als Herausforderung raus Wasser zu finden. Es gibt quasi keine Bäche, maximal den Schnee hätten wir tauen können, um an Wasser zu gelangen. Die Velebit-Gebirge besteht aus porösen Gestein, welches Wasser schnell versickern lässt. Daher sind die Hütten entlang des Weges für die Wasserversorgung recht wichtig, da diese Regenwasser auffangen.
Wir wanderten bis zur Berghütte Skorpovac mit kleinen Navigationshürden. Dort verbrachten wir 2 Stunden mit der Mittagszubereitung im Schatten alter Bäume, zwischen Ruinen vergessener Völker und ließen unsere Seele baumeln. Auch das Wasser konnten wir wieder auffüllen.
Gegen Abend brachen wir noch einmal auf und wanderten für noch ca. 2 Stunden weiter und suchten uns in der Dämmerung einen Platz für das Zelt. Diesmal war es eine windstille und perfekt horizontale Stelle. Zwar war diese unmittelbar neben dem Weg, aber das machte uns keine Sorgen, da wir nur zwei Menschen an diesem Tag begegnet waren. Wir beobachteten den Sonnenuntergang von einer Bergspitze, aßen ein paar Snacks und kochten uns im Vorzelt noch einen Tee um dann seelenruhig mit dem Rauschen des Waldes um uns herum einzuschlafen.
Wir wachten auf mit einem tollen Ausblick auf das Meer auf.
Packten alles zusammen und suchten uns ein sonniges Plätzchen zum Frühstücken, welches nicht lange auf sich warten ließ. Ca. 2,5 Stunden vor Ankunft in Baške Oštarije riefen wir das Taxiunternehmen an und organisierten die Fahrt zurück nach Zavižan. So langsam wurde man dann schon melancholisch. Auch wenn das Abenteuer rau begann, so hatte uns der zweite und dritte Tag voll und ganz von dieser Art, eine Gegend zu erkunden und zu erleben, überzeugt.
All sein überschaubares Hab und Gut bei sich zu haben, sich komplett selbst zu versorgen und mit dem Rhythmus der Natur zu leben, ließ in uns während dieses beeindruckenden Premužić Trail eine innere Ruhe einkehren.
Infos für alle Nachmacher
Bau: 1930 – 1933
Länge: 57 km (Zavižan – Baške Oštarije)
Eintritt (Zavižan): 45 Kuna (ca. 6,- €)
Taxi
Da der Premužić Trail kein Rundkurs ist, sondern sich von Zavižan Richtung Süden nach Baške Oštarije schlängelt, mussten wir uns auch über den Rückweg Gedanken machen. Hierfür hat die Parkverwaltung eigens Schilder aufgestellt mit einer Telefonnummer eines Taxiunternehmens, welches Wanderer von diversen Berghütten abholt und zurück zum Startpunkt bringt.
Telefonnummer des Taxis: 098 912 6644
Homepage des Taxis: www.dragec-prijevoz.hr
Kosten des Taxis: 800 Kuna (ca. 100 €) von Baške Oštarije – Zavižan
Route
Wir hatten uns vorher einen GPS Track auf unser Handy geladen und hatten daher einen kleinen Anhaltspunkt.
Android App: GPX Pro
Gerne hätten wir noch Kartenmaterial oder mehr Infos aus dem Internet gehabt. Dies stellte sich als Herausforderung dar. Es gibt zahlreiche Abzweigungen, die die gleiche Markierung haben und teilweise im Internet auch zum Premužić Trail fälschlicherweise dazugezählt werden. So stimmen die Zeitangaben nicht, Wege verlaufen anders und auch die GPS Daten sind nicht immer nachvollziehbar gewesen. Improvisation war mehr als einmal gefragt.
Geholfen hat uns:
http://www.hps.hr/english/velebit-hiking-trail/
https://trail.viadinarica.com/de/