Wir verbrachten drei Tage in der Stadt des ewigen Frühlings mit seinem milden Klima, in einer der größten Erfolgsstorys Südamerikas, der Newcomer von Kolumbien.
Medellín war zu Pablo Escobars Zeiten und danach bis vor circa 15 Jahren noch die gefährlichste Stadt Südamerikas, wenn nicht sogar der Welt mit einer exorbitant hohen Moderate und Kolumbiens top Drogenumschlagplatz. Heute spürt man dagegen einen Aufschwung, eine unglaubliche Freundlichkeit der Kolumbianer, die so sehr glücklich sind über diesen Wandel. In ganz Kolumbien sind alle froh über die herrschende Sicherheit, den wachsenden Tourismus. Und Medellín ist die Vorzeigestadt, das Paradebeispiel, dafür, was sich seit Jahren in ganz Kolumbien abspielt.
Das Stadtbild ist eine Mischung aus Wolkenkratzern, Bürokomplexen, kleinen Wohnhäusern, zweistöckigen Häuserreihen, Bruchbuden, Baustellen, Grünflächen und einigen wenigen historischen Gebäuden wie Kirchen und Kolonialbauten. Kurz gesagt, die Stadt ist zunächst schwer einzuschätzen und ändert ihr Aussehen radikal von Stadtteil zu Stadtteil. Wir haben uns verschiedene Ecken der Stadt angeschaut und einiges unternommen.
Die Innenstadt – El Centro
Rund um die Metrohaltestelle „Parque Berrío“ wimmelt es nur so von Menschen, Läden und Autos. Und damit einhergeht der Dreck, die Moloch-Ecken, die Armut und uns beschleicht ein ungutes Gefühl. Leicht mulmig ist uns zumute und wir packen lieber alles Wertvolle gut weg.
Wir sind ein bisschen durch die Straßen gezogen und haben Boteros überproportionalen Figuren am „Plazoleta de las Esculturas“ bewundert. Außerdem haben wir Flip-Flops für Johannes gesucht, erfolglos. Genauso wie die Postkartensuche. Insgesamt hat es uns hier eher weniger gefallen.
Jardín Botánico
Wenn es irgendwo einen botanischen Garten gibt, dann gehen wir meist hin. Dieser war eine kleine grüne Oase inmitten der Abgase und dem Lärm, mehr jedoch nicht. Ein paar Pflanzen, ein Teich, ein paar Grünflächen, das war’s. Trotzdem schön mal ins Grüne zu flüchten.
In der Nähe rund um die Metrohaltestelle „Universidad“ im Stadtteil „Sevilla“ bot sich der gleiche Anblick wie schon im Stadtzentrum.
El Poblado
Hier wohnten wir in einem wunderschönen Zimmer bei Juan über Airbnb gebucht. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, die Aussicht genossen und uns morgens über Kaffee und Toast gefreut.
Ganz nahe reiht sich im eher dörflichen Stadtteil El Poblado ein Häuschen neben dem anderen. Es gibt super stylische Restaurants mit westlichem top Essen. Aber auch die typischen Essensstände mit allerlei Frittiertem findet man hier. Wir waren sehr lecker Burger essen, sowie kolumbianisch, außerdem waren wir Kaffee trinken und haben Sandwiches mit Slow Cooked Beef geschlemmt.
In El Poblado gibt es auch die Möglichkeit zum Shopping in modernen Malls. Johannes erstand brasilianische ökologische Flip-Flops für unter 10€. Seine alten waren durchgelaufen.
Außerdem haben wir noch das kleine Schlösschen „El Castillo“ besucht. Ein bisschen Deutschland in Medellín. Völlig surreal, in einem wunderschönen Garten (schöner als der Botanische Garten) gelegen liegt die von einem Kolumbianer für seine deutsche Frau ca. 1940 gebaute Residenz. Ihre Tochter starb früh an dem Guillain-Barré-Syndrom und Don Diego Echavarria Misas selbst wurde 1971 entführt und getötet. Einzig allein seine Frau Doña Benedikta Zur Nieden führte die Residenz weiter und spendete viel für öffentliche Projekte, baute selber deutsche Schulen. 1997 starb sie in Deutschland und heute ist das Schlösschen ein Museum und sein Garten Treffpunkt für eine Auszeit von der Großstadt zB bei einem Picknick.
La Comuna 13
Dieses Viertel war einst das gefährlichste und alleine hätten wir uns niemals hin getraut. Wir besuchten es im Rahmen einer „Graffiti Tour“ (Toucan, 60.000 COP), in dem ein Bewohner der Comuna 13 uns einiges über dieses Viertel erzählte und zeigte. Hier herrschten bis 2001 die Guerilla, der Staat existierte nicht. Im Dschungel zum Pazifik hin verstecken sich bis heute die Kokain Plantagen und über den Berg hatte das Gebiet der Comuna 13 guten Zugang. Von hier wurde das Kokain über die ganze Stadt verteilt. Es herrschte viel Gewalt, Kinder konnten nicht auf den Straßen spielen, nicht zuletzt auch weil das Militär bei Säuberungsaktionen auch unschuldige Einwohner umbrachte um Erfolge vorzeigen zu können. Irgendwann hatte die Comuna 13 die Nase voll, verriet jeden an die Polizei mit Kontakt zur Guerilla und machte sich die Umgebung mit Farbe, insbesondere Graffiti schön.
Heute herrscht Frieden und wir hatten nicht das Gefühl unsicher zu sein. Die Menschen hier sind nicht reich, hausen aber auch nicht in Blechhütten, sondern in Steinhäusern. Interessant ist noch, dass mehrere Rolltreppen erbaut wurden um den Gang zur Arbeit zur erleichtern. Skurriler Anblick, der vor allem den Zugang zur Comuna für Touristen erleichtert. Man sagte uns, das Geld wäre besser in Schulen und medizinische Versorgung investiert worden.
Trotzdem freut man sich über den Tourismus, er bringt Geld, die Sicherheit steigt und man ist stolz auf dass, was man hier geschafft hat.
So sind wir von A nach B gekommen
Taxis
Sie sind sicher und günstig. Uns wurde aber abgeraten eines an der Straße anzuhalten und wir hätten um eins zu rufen eine Telefonnummer raussuchen müssen. Also manchmal eher kompliziert.
Uber
Und hier kommt Uber ins Spiel. Eine tolle App, die in Deutschland verboten ist. Man sieht live die Uber Autos um sich herum, kann eines ordern indem man ein Ziel eingibt (kein kompliziertes Erklären auf Spanisch), der Preis wird angezeigt und via PayPal, Kreditkarte oder bar bezahlt. Das ganze ist günstig, einfach und sicher. Wir sind total überzeugt von dieser Wunder-App.
Die Metro
Medellín ist sehr stolz auf seine Metro. Es gibt mehrere Linien und bezahlt wird pro Fahrt. Die Benutzung ist einfach, man ist schnell, nur leider ist das Netz nicht riesig .
Mit eingebunden sind die Metrocable, die Seilbahnen, die die Slums mit der Stadt verbinden und einen weiteren Einblick in die Lebensweise der Menschen dort bieten.
Alles in allem
… hat uns Medellín gefallen. Wir konnten uns vorher nicht so richtig etwas darunter vorstellen und sind überzeugt, dass sich ein Aufenthalt lohnt. Gerade diese positive Stimmung hat es uns angetan.