Wir waren vier Wochen in Japan unterwegs und gerade weil dieses Land unserem Standard der Entwicklung entspricht, war es so interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich Länder/Kulturen entwickeln können. Japan ist einfach einzigartig, besonders weil es sich sehr isoliert entwickelt hat.
Uns fiel so viel auf, dass es schnell ein eigener Blogeintrag wurde, abseits von den bekannten Klassikern „mangelnden Englischkenntnisse“ und „ungewöhnliches Essen“. Wir hinterfragten außerdem viele Dinge, die in Deutschland selbstverständlich sind und für eben zB Japaner sehr seltsam sein müssen.
1. Beheizte Toilettensitze
Es fühlt sich an, als hätte da jemand gerade etwas länger gesessen ;) Generell sind fast alle Toiletten voll elektrisch inkl Geräuschfunktion und es gibt sie in sehr sauber quasi überall (Bahnhof, Parks, Kaufhäuser, usw). Wir lieben das und sind auf unserer Reise schon enttäuscht, wenn der Sitz kalt ist…
2. Wo es geht, wird in einer Schlange angestanden
Ob am Bahnhof vor dem Einsteigen, beim Essensstand oder an der Ampel, es wird sich fein säuberlich aufgereiht und ohne Rempeln angestanden. Vordrängeln kennen die Japaner nicht. Gerade beim Einsteigen in Züge gibt es genaue Richtlinien, wo man wartet und einsteigt. Sehr angenehm!
3. Bäume gehören beschnitten
Daraus ergibt sich ein sehr charakterisches Aussehen der Vorgärten. Passt irgendwie zu der japanischen Ordnungsliebe.
4. Pünktliche, super schnelle high-tech Züge
300 km/h und mehr macht es möglich: man fährt 700km in knapp 3h und das immer auf die Sekunde pünktlich. Ungelogen hatte kein einziger Zug auf unserer Reise Verspätung.
5. Alles muss in Plastik, am besten mehrmals
Beim Bäcker kommt jede Backware in eine kleine Tüte mit Tesafilm und dann alles nochmal in eine Tüte. Im Supermarkt sowieso. Jedes Tuch, Essbesteck oder Gemüse/Obst (auch auf dem „Natural Food Market“), alles ist in Plastik umhüllt. Streetfood ist meist auch sicherhaltshalber mehrmals eingepackt. Nachhaltigkeit sieht anders aus…
Im Recycling sind die Japaner dann aber wiederum Weltmeister und geradezu fanatisch (es gibt bis zu 12 verschiedene Müllarten).
6. Die Sache mit den Mülleimern und der Sauberkeit
Trotz der anfallenden Müllmassen gibt es einfach keine Mülleimer. Im Zweifel nimmt man den wieder mit nach Hause. Eine Recherche ergab, dass der Grund ein Anschlag 1995 in Tokyo ist, bei dem Mülltonnen missbraucht wurden. Und trotzdem sind die Straßen wie geleckt. Japan ist sehr,sehr sauber. Sauberer als Deutschland.
7. Man kann alles aufspießen
In Bezug auf Essen sind dem keine Grenzen gesetzt: ganze Würstchen, Frittiertes, Fleisch, Süßes, Obst, sogar kleine Baby-Oktopusse (tauften wir „Okto-Lollie“).
8. Alles ist klein
Ob die Hotelzimmer/Wohnungen, die Deckenhöhe, die Autos, die niedrige Höhe der Spiegel, die Sitzplätze in Bussen, die Menschen. Gerade für große Männer manchmal nicht einfach…
9. Schirme und Mundschutz sind Accessoires
Bei uns nur bei Regen in Nutzung (wenn überhaupt), sind Schirme hier ein toller Schutz gegen die Sonne bei Sonnenphobie. Mundschutz gehört zum guten Ton, vor allem wenn man selber krank ist und aus Höflichkeit keinen anstecken will.
10. Höflichkeit, Verbeugen und Dankbarkeit sind selbstverständlich
Alle sind immer höflich, ruhig, zuvorkommend, nett und man verbeugt sich gerne zum Abschied oder zum Bedanken, am besten immer mehrmals. Mit dieser japanischen Art, wäre man in Deutschland immer der Letzte. Außerdem fällt uns immer wieder auf, wie ruhig es trotz Menschenmassen ist. Es wird nicht gehupt und in der U-Bahn wird geschwiegen. Brüllen, laut lachen, schreien oder auch nur lautstark unterhalten tun sich hier vor allem die Touristen. Von denen gibt es hier aber nicht sehr viele…
Wir haben noch nie ein so höfliches Volk gesehen.
11. Die Japaner lieben Regeln und Hinweise zu diesen Regeln
Und diese hängen gut erkennbar überall aus. Am besten auch mehrmals. Lieber ein Schild zu viel, als zu wenig. Blöd nur, wenn man sie aufgrund der Schriftzeichen gar nicht erst versteht… ;)
12. Alles macht Geräusche und/oder blinkt
Ampeln, Türen, Werbeplakate, Klimaanlagen, Fahrstühle, die Müllabfuhr, Automaten. Alles spricht mit einem. Der Busfahrer redet auch unentwegt. Am lautesten und grellsten sind aber die Pachinkos, die Spielhöllen, die es an jeder Ecke gibt. Das steht in krassem Kontrast zu der japanischen Art und ist irgendwie komisch, dass sowas dann gefällt.
13. Blühender Kirschbaum? Plastikplane raus und Picknick!
Egal wo und wann. Wenn etwas blüht, dann wird darunter gepnickt (natürlich auf Plastik). Hanami ist wahrscheinlich der einzige Grund für die ordnungsliebenden, ruhigen Japaner mal richtig auszurasten.
Europa muss für die Japaner laut, dreckig, unordentlich und einziges Chaos sein. Noch dazu rüpelhafte, unhöfliche und unfreundliche Menschen. Die Hygiene inklusive hinterwälderische Sanitäranlagen lässt zu Wünschen übrig. Mal überspitzt gesagt und nur so eine Vermutung ;)
Wir sind auf jeden Fall jeden Tag über die Eigenheiten Japans erstaunt. Ob es nun der Restaurantbesuch ist, der zum Erlebnis wird, weil alle Beifall klatschen, nachdem ich mit GoogleTranslator meine Schwangerschaft verkündete (anders war der angebotene Sake nicht abzulehnen) oder die Ruhe und Ordnung beim Kreuz-und-Quer-laufen auf der wahrscheinlich menschenreichsten Kreuzung der Welt (Shibuya Kreuzung – bis zu 15.000 (!) Menschen pro Ampelphase).